5. Juni 2023  |  Lesezeit: ca. 4 Minuten  |  Das Interview wurde geführt von Christin Senftleben

Das erklärte Ziel der Nachhaltigkeitsagenda von produzierenden Unternehmen bezieht sich häufig auf die Verringerung von CO₂-Emissionen. Spielt IT in Nachhaltigkeitsstrategien noch eine zu geringe Rolle?

Sven Rotzsche: Entscheidungen zur IT-Unterstützung werden in der Regel unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten getroffen – das war im Prinzip nie anders. Allerdings gibt es durch den Mangel an Fachkräften und den schnell veränderlichen Markt zusätzlichen Druck auf die Unternehmen. IT-Systeme sollen Kernprozesse optimal unterstützen und müssen bei zunehmender Komplexität auch immer mehr Aufgaben übernehmen. Dazu kommt, dass IT-Systeme wesentlich schneller altern, als die Anlagen und der zugehörige Wartungsbedarf oft ausgeblendet wird.

Nachhaltigkeit bezieht sich daher in den Überlegungen eher darauf, wie Systeme auch langfristig ihren Nutzen bringen können. Das beinhaltet Themen wie Interoperabilität/Integrierbarkeit, IT-Sicherheit, Wartbarkeit/Anpassbarkeit, Stabilität, Wissenssicherung und Bedienbarkeit. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass es sich um fließende Ziele handelt. Die Übererfüllung von Anforderungen gestern wird morgen schon ein Mangel sein. Es besteht aus unserer Sicht eine Notwendigkeit, auf ändernde Bedingungen auch mit seiner IT reagieren zu können.

Es hat sich in der Praxis nicht durchgesetzt, dass eine einzige Software-Lösung all diese Aspekte dauerhaft anbietet und dafür eingesetzt wird (z.B. SAP). Diese All-In-One Konzepte scheitern oft bei der Durchdringung daran, dass schlicht das Know-how und die Arbeitskraft fehlt, um ein hohes Maß an Adaption zu erreichen. Ein sehr natürlicher Lösungsweg ist der Einsatz von einer Vielzahl spezialisierter Nischenprodukte, die miteinander zusammenarbeiten.

Eine Vielzahl von Systemen hat allerdings auch wieder seine eigenen Herausforderungen, in erster Linie die Interoperabilität/Integrierbarkeit.

Genau hier setzt nachhaltige IT-Architektur an. Es geht darum, Datensilos zu verbinden und den Informationsfluss zu gewährleisten.

In Summe ergeben sich so Möglichkeiten, die Gesamtheit der Daten zu Produktionsvorgängen zu überwachen und für Optimierungen zu nutzen. Als Grundlage zur Optimierung des Material- und Energieverbrauchs ist ein durchgängiger Datenfluss ein notwendiger Schritt.

Natürlich sind diese Entscheidungen rund um eine mögliche Zielarchitektur eher monetär getrieben. Wie viel Aufwand wird die Integration eines weiteren Werkzeuges kosten? Wie viel Aufwand betreibe ich, um Controlling-Daten zu sammeln? Wie viele Daten möchte ich erheben und dauerhaft speichern? Wie lange möchte ich die Daten speichern? Kann ich mit Cloud einen Vorteil erzielen und wie ist das mit der Sicherheit?

Fazit: IT-Architekturen können für sich allein keinen eigenen Beitrag leisten, um CO₂-Emissionen zu reduzieren. Sie sind aber ein wichtiges Instrument zur Befähigung von Entscheidern, um Maßnahmen zu erkennen und zu verfolgen.

Sven Rotzsche

"Bei nachhaltigen IT-Architekturen geht es darum, Datensilos zu verbinden und den Informationsfluss zu gewährleisten. In Summe ergeben sich so Möglichkeiten die Gesamtheit der Daten zu Produktionsvorgängen zu überwachen und für Optimierungen zu nutzen. Als Grundlage zur Optimierung des Material- und Energieverbrauchs ist ein durchgängiger Datenfluss ein notwendiger Schritt."

Sven Rotzsche
Leiter Industrial-IoT-Lösungen | iSAX

Unternehmen sind sich unsicher, wie sie IT Architektur nachhaltig gestalten sollen. Wo anfangen?

Sven Rotzsche: Ein gutes Indiz für einen Einstieg ist die Suche nach erhöhtem Zeitaufwand. Immer dann, wenn mühsam Daten zusammengetragen werden müssen, damit anschließend Auswertungen erfolgen können, ist das ein Signal für Optimierungsbedarf.

Die systematische Erfassung von Material- und Energieverbräuchen sowie zugehörigem Ergebnis/Ausschuss ist ein weiterer möglicher Einstiegspunkt. Die Daten werden oft aus unterschiedlichen Quellen gewonnen und die Harmonisierung und Zusammenführung kann die Auswertung wesentlich erleichtern.

Wie kann iSAX bei der Etablierung einer nachhaltigeren IT Architektur helfen?

Sven Rotzsche: Am Anfang steht meist ein gemeinsamer Workshop, in dem wir mit dem Kunden die relevanten Systemanforderungen ermitteln. Wir gehen der Frage auf den Grund, was in der Praxis funktioniert und was nicht. Wo gibt es Unterstützungsbedarf? Was ist das Ziel?

Entlang konkreter User Cases erarbeiten wir Bedingungen für eine mögliche Lösungsarchitektur. Diese orientiert sich an dem, was der Kunde wirklich braucht und was im Sinne Basis von Best Practises nachhaltig umgesetzt werden kann. Der Kunde erhält von uns eine fundierte Entscheidungsgrundlage und konkrete Umsetzungsempfehlungen für seine IT-Konzeption. Wir beraten dabei technologieoffen und unabhängig. Wenn es der Kunde wünscht, unterstützen wir ihn auch bei der Umsetzung seiner User Cases.

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