Definition: Was ist Prozessverriegelung?
Unter dem Begriff Prozessverriegelung werden Sicherheits- und Schutzmaßnahmen zusammengefasst, die bestimmte Abläufe oder Zustände blockieren oder freigeben können. Das ist an bestimmte, vordefinierte Bedingungen geknüpft. Sind die Bedingungen erfüllt, kann ein Prozessschritt oder eine Maschine aktiviert oder fortgesetzt werden. Sind sie nicht erfüllt, wird der Prozess verriegelt und der Schritt beziehungsweise die Maschine gestoppt.
Eine solche Bedingung kann aus der durchgängigen Qualitätsüberwachung resultieren. Stellt zum Beispiel ein Sensor wiederkehrende Qualitätsmängel fest, kann er eine Prozessverriegelung auslösen und weitere Schlechtteile verhindern.
Der Begriff Prozessverriegelung stammt aus der Automatisierungstechnik und findet sich dort insbesondere in der Prozess- und Steuerungstechnik wieder.
Zusammengefasst:
- Prozessverriegelung blockiert / erlaubt Abläufe abhängig von Bedingungen
- dient Sicherheit und Qualitätssicherung
- Begriff aus der Automatisierungs- und Steuerungstechnik
Voraussetzungen für eine Prozessverriegelung
Die Prozessverriegelung kann in der automatisierten aber auch in der manuellen Produktion eingesetzt werden. Allerdings setzt sie zuallererst ein gewisses technologisches Grundniveau voraus. Das heißt: Sie benötigen die entsprechenden Systeme und Lösungen, damit Prozesse auch wirklich verriegelt werden, wenn bestimmte Bedingungen nicht erfüllt sind.
Für eine Prozessverriegelung reicht es also nicht, dass Ihr Werker erkennt, dass zum Beispiel ein Messwert außerhalb des Toleranzbereiches liegt. Schließlich hat er ohne steuerndes System immer noch die Möglichkeit, einfach weiterzumachen.
Doch auch die technologische Basis ist nur die halbe Miete. Entscheidend ist, strikte Bedingungen für die Prozessverriegelung festzulegen.
Dafür definieren Sie zunächst im Voraus einen Prozessplan mit den zugehörigen Qualitätsrouten für alle Baugruppen, Teile, etc.
Als nächstes legen Sie eindeutige Prozessparameter innerhalb klar definierter Prozessfenster fest. Anders gesagt: Bestimmen Sie die Toleranzbereiche, innerhalb derer Sie optimale Qualität erreichen.
Des Weiteren definieren Sie Kriterien für die Überprüfung und Bewertung der Prozesse.
Das alles benötigen Sie als Basis für die systemseitige Entscheidung, ob ein Prozess verriegelt werden muss oder nicht. Werden Parameter nicht eingehalten, blockiert das System die weitere Arbeit und verhindert so Fehler in der Produktion.
Zusammengefasst:
- Prozessverriegelung erfordert technologische Basis für automatische Sperrungen
- manuelle Entscheidungen reichen nicht aus – das System muss verbindlich eingreifen können
- Voraussetzungen: definierte Prozesspläne, Toleranzbereiche und klare Qualitätsparameter
- bei Abweichungen verhindert das System automatisch die Fortsetzung des Prozesses
Vorteile der Prozessverriegelung
Ganz stark verallgemeinert könnte man sagen: Eine Prozessverriegelung schützt den Prozess, das Produkt und den Mitarbeitenden. Sie ermöglicht die Früherkennung und damit die Vermeidung von Fehlern – vom Anfang des Produktionsprozesses an. Weniger Fehler bedeutet gleichermaßen weniger Ausschuss und weniger Nacharbeit. Eine Prozessverriegelung schreitet dort ein, wo qualitätsgefährdende Fehler und Mängel entstehen könnten.
Von einer Prozessverriegelung profitiert nicht nur das Produkt, sondern auch Ihre Mitarbeitenden. Prozessverriegelung ist Bestandteil klar definierter Abläufe und Prozesse und trägt dazu bei, dass Arbeitsschritte in der korrekten Reihenfolge abgearbeitet werden. Weiterhin bringt sie klare Vorgaben und automatische Prüfmechanismen in den Produktionsalltag, auf die sich Ihre Mitarbeitenden bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben verlassen können. Das führt zu einer spürbaren mentalen Entlastung.
Und lassen Sie uns noch kurz zu möglichen Gefahrensituationen im Produktionsprozess kommen. Auch hier kann die Prozessverriegelung wertvolle Dienste leisten, indem sie präventive Maßnahmen und strukturierte Abläufe vorgibt, die zur Vermeidung von Gefahrensituationen dienen.
Zusammengefasst:
- weniger Fehler: frühzeitige Erkennung verhindert Ausschuss und Nacharbeit
- mehr Sicherheit: klar definierte Abläufe schützen Produkt und Mitarbeitende
- einfacheres Arbeiten: Vorgaben und Prüfmechanismen entlasten Ihre Mitarbeitenden
Beispiele für die Prozessverriegelung in der Produktion
Wie könnte eine Prozessverriegelung in konkreten Produktionsszenarien aussehen?
Beispiel #1: Materialentnahme
Lassen wir einmal die zahlreichen, nötigen Parameter außer Acht und nehmen an, es geht um die Materialentnahme im Produktionsprozess. Für den nächsten Arbeitsschritt muss ein bestimmtes Material bereitgestellt werden. Nutzen Sie keine Prozessverriegelung und Ihr Werker nimmt das falsche Material, entstehen Schlechtteile oder zumindest aufwändige Nacharbeiten.
Alternativ kann Ihr Werker die Materialnummer zum Beispiel per Scanner in seinem Werkerassistenzsystem erfassen. Das System prüft daraufhin die Nummer. Ist die Materialnummer falsch, werden die weiteren Prozessschritte gesperrt. Der Werker kann nicht mit seiner Arbeit fortfahren. Erst wenn die Materialnummer mit den Vorgaben übereinstimmt, geht es weiter.
Beispiel #2: Qualitätskontrolle nach der Vormontage
In diesem Szenario ist die Montage des Bauteils bereits abgeschlossen und die Qualitätskontrolle wird durchgeführt. Für die Prozessverriegelung haben Sie die entsprechenden Werte als Qualitätskriterien definiert – zum Beispiel als Prüfschritte in der digitalen Arbeitsanweisung, die ein Werkerassistenzsystem bereitstellt.
Der Werker oder Qualitätskontrolleur nimmt nun die entsprechenden Prüfungen vor und trägt die gemessenen Werte ein. Entsprechen sie nicht den vordefinierten Qualitätskriterien, wird das Bauteil zur Nachbearbeitung zurückgeführt. Passt alles, kann der nächste Arbeitsschritt folgen.
Zusammengefasst:
- Materialprüfung: falsches Material wird durch Scans erkannt > der Prozess stoppt
- Qualitätskontrolle: abweichende Prüfwerte führen zur Rückweisung und zeitnahen Fehlerbehebung
- Prozessverriegelungen sichern Einhaltung vorgegebener Abläufe und Qualitätsstandards
Welches Ziel verfolgt die Prozessverriegelung?
Die Prozessverriegelung ist ein „Werkzeug“ in Ihrer Produktion, das den sicheren und korrekten Ablauf von Prozessen sicherstellen soll. Sie kann zu einem wesentlichen Meilenstein auf Ihrem Weg zur Null-Fehler-Produktion werden.
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